Tanzende Roboter in Wien. Der Beginn meiner Reise in die Zukunft der Arbeit

pepper robot MAK Vienna Biennale 2017 future of work
Pepper Robot (Humanizing Technologies), MAK 2017

Tanzende Roboter in Wien. Der Beginn meiner Reise in die Zukunft der Arbeit.

Autorin: Lena Marie Glaser

Süß schaut er irgendwie aus, wie ein Tier oder gar ein Baby und alle wollen ihn angreifen und echt lustig ist er: Pepper Robot, der angeblich fortschrittlichste humanoide Roboter der Welt. Pepper kann Kundinnen und Gäste begrüßen, beim Verkauf unterstützen, Produkte empfehlen oder mit Scherzen und Tanzeinlagen unterhalten. Und so tanzt Pepper bei der Eröffnung der Wiener Biennale für Architektur, Design und Kunst durch die Hallen des MAK. Eigentlich ist Pepper der Star dieser Eröffnung.

Aber diese niedliche Erscheinung machte mir eines klar: Die Zukunft ist da. Wir hören zwar tagtäglich von der Digitalisierung unserer Welt und den damit einhergehenden Veränderungen am Arbeitsplatz; die meisten der heute bestehenden Jobs soll es künftig aufgrund von Digitalisierung, Robotisierung und Automatisierung nicht mehr geben.

Über die Frage, wie wir künftig selbst leben und arbeiten wollen, denken die meisten jedoch leider nicht so nach. So stellt sich doch die Frage: Was passiert, wenn Roboter und Computer unsere Jobs übernehmen? Massenarbeitslosigkeit, genug neue Jobs oder doch einfach mehr Freizeit und Möglichkeiten zur Selbstentfaltung in einem neuen System?

Diese Fragen rumorten in meinem Kopf… ich begann zu recherchieren und meine Ergebnisse in einer Annäherung an das Thema der nächsten Jahre und Jahrzehnte aufzuzeichnen.

Bereits vor über 80 Jahren sagte der britische Ökonom John Maynard Keynes voraus, dass es in der Zukunft hohe Arbeitslosigkeit geben wird, “due to our discovery of means of economising the use of labour outrunning the pace at which we can find new uses for labour” (Keynes, 1933, p. 3 in The future of employment: How susceptible are jobs to computerisation? Freya/Osborne in Technological Forecasting; Social Change).

Heute belegen wirtschaftswissenschaftliche Studien, dass im Jahre 2030 die Hälfte aller heute bestehenden Arbeitsplätze aufgrund von Automatisierung und Digitalisierung nicht mehr existieren werden. Es gibt gar Zukunftsforscherinnen die argumentieren, in der zukünftigen Arbeitswelt werden wir vier oder mehr Jobs benötigen um finanziell abgesichert zu sein (FAZ).

Dagegen argumentiert der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx, Gründer des Zukunftsinstituts. In seinen Fünf Thesen zur Zukunft der Arbeit verweist Horx darauf, dass die Befürchtung, es werde nicht genug Arbeit für alle geben, kein neues Phänomen ist. Er schreibt: „In zyklischen Abständen geht im Reich der Arbeitsdebatte das Gespenst der radikalen Verknappung um.“ Allerdings, so Horx, erzeuge jeder Technologieschub „eine Rekursion, eine Komplexitäts-Kaskade, die zu gesteigerten Nachfragen und ganz neuen Bedürfnissen führt.“

Es werde daher immer genug Arbeit geben. Weiters spricht er von Transformationsprozessen, die den Organismus der Arbeit tief verändert haben und weiter beeinflussen werden. So beispielsweise Flexicurity, die Entwicklung hin zu flexiblen, mobilen Erwerbsformen und flachen Hierarchien wobei Sicherheit mit Mobilität kombiniert wird. Auch verweist der deutsche Zukunftsforscher auf den Megatrend Gender Shift, wodurch auch für Männer flexible Arbeitsmodelle abseits der klassischen 8-Stunden-Woche entstehen.

Bei der Veranstaltung Zukunft jetzt #1: Die Zukunft der Arbeit im Depot (1070 Wien) wurde ich auf die spannende Diskussion rund um das umstrittene Modell des bedingungslosen Grundeinkommens aufmerksam. Philip Kovce, ein junger deutscher Philosoph und Ökonom aus Berlin, aktiv im Think Tank Club of Rome und leidenschaftlicher Verfechter des bedingungslosen Grundeinkommens war Podiumsteilnehmer. In seinem „Manifest zum Grundeinkommen“ (Ecowin Verlag 2017) stellt er die Frage: Was würdest du arbeiten, wenn für dein Einkommen gesorgt wäre? Für ihn ist das bedingungslose Grundeinkommen ein neues Grundrecht. „Es wird in existenzsichernder Höhe, von der Wiege bis zur Bahre, ohne Arbeitspflicht und Bedürftigkeitsprüfung jedem Einzelnen gewährt. Es ist kein zusätzliches, sondern ein grundsätzliches Einkommen.“

Kovce und sein Mitautor Daniel Häni streichen folgende Schlüsselfragen des Grundeinkommens heraus: Was will ich eigentlich tun? Wie will ich tätig sein? Und für wen? Außerdem halten die beiden Autoren fest: „Arbeit ist nicht bloß Erwerbsarbeit. Arbeit ist nicht bloß das, was bezahlt wird. Arbeit ist nicht bloß das, was der Arbeitsmarkt oder die Arbeitsämter diktieren. Arbeit ist die Tätigkeit – das, was ich tue, wenn ich etwas tue. Arbeit ist das, was ich für andere und mit anderen gemeinsam bewege. Arbeit ist Identifikation und Sinnstiftung.“

Tatsächlich interessierten sich vor einigen Jahren lediglich wenige wissenschaftliche Außenseiter für dieses Thema; nun ist die Debatte in der breiten Öffentlichkeit angekommen. In der Schweiz wurde darüber abgestimmt, in Finnland wird es gerade in einem großen Versuch getestet. (Scheinbar) überraschend stark propagiert wird es von Unternehmen des Silicon Valleys wie Facebook – offenbar aus Kalkül. Es wird befürchtet, dass durch das Verschwinden von Arbeitsplätzen, die Armut steigen und sie Kundinnen verlieren würden (FAZ).

Im Juni wurde nun die heurige Biennale für Architektur, Design und Kunst in Wien eröffnet und auch hier wird das spannende Thema der Zukunft der Arbeit, der Robotisierung verhandelt. In den Ausstellungen mit Titeln wie Hello Robot, Artifical Tears, How will we work?, Work it, Feel it wird deutlich, dass hier nicht einfach Innovationen im Bereich der Digitalisierung vorgestellt werden, sondern ein kritischer Blick auf diese Entwicklungen ermöglicht und eine Diskussion angestoßen wird.

Die Zukunft der Arbeit ist ein Thema, das uns als Generation Millenials besonders betrifft. Die Zukunft ist näher als wir denken; auch wenn es den wenigsten so bewusst ist, tragen wir ständig kleine Roboter herum: unsere Smartphones haben zwar keine humanoiden Züge wie Pepper, doch sind sie mittlerweile eine nicht unwesentliche Verlängerung unserer Arme sowie eine Auslagerung unseres Hirns geworden.

Den von uns jetzt angestrebten Traumjob gibt es dann in 30 Jahren vielleicht gar nicht mehr, da ihn ein Roboter oder Computer übernommen hat. Vielleicht schaffen wir es künftig Arbeit mit „Sinnstiftung und Identifikation“ (Kovce/Häni 2017) zu verbinden; vielleicht können wir in der Zukunft nur mehr arbeiten was uns gefällt, da Roboter und Computer die ungeliebten Aufgaben übernehmen und wir in einem neuen Wirtschaftsmodell finanziell absichert sind. Neue Ideen und Perspektiven sind gefragt – vielleicht kann ich mit BASICALLY INNOVATIVE etwas dazu beitragen.